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Neue Studie zeigt: 1,200 Euro Grundeinkommen steigern das Wohlbefinden, ohne die Arbeit zu reduzieren

by WeLiveInDE
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Forderungen, das Bürgereinkommen durch allgemeine Zahlungen zu ersetzen, werden immer lauter

Deutschland debattiert erneut über die Zukunft seines Sozialsystems. Da die Unzufriedenheit mit der aktuellen Bürgergeld Obwohl das Grundeinkommen weiterhin instabil ist – manche behaupten, es sei zu großzügig, andere, es erniedrigende Bedingungen auferlegt –, lassen Experten und soziale Organisationen eine lange diskutierte Alternative wieder aufleben: das bedingungslose Grundeinkommen.

Ein neuer Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schlägt vor, die derzeitigen Sozialsysteme durch ein monatliches Grundeinkommen von 1,200 Euro für jeden Erwachsenen und 600 Euro für jedes Kind zu ersetzen, unabhängig von Beschäftigung oder sozialem Status. Die Idee dahinter ist, Bürokratie abzubauen und ein System zu schaffen, das jedem Einzelnen finanzielle Stabilität bietet und ihn von angstbasierten Entscheidungen und komplexen Antragsverfahren befreit.

Praxisexperiment: Kein Beschäftigungsrückgang

Die in Berlin ansässige Organisation Mein Grundeinkommen startete eine dreijährige Studie, unterstützt von Forschern des DIW, der Universität zu Köln, der Universität Oxford und anderen. Zwischen 2021 und 2024 erhielten 122 zufällig ausgewählte Teilnehmer jeden Monat 1,200 Euro – steuerfrei und ohne Bedingungen.

Entgegen weit verbreiteter Befürchtungen gab keiner der Teilnehmer seinen Job auf. Die Beschäftigungsquote der Einkommensempfänger blieb nahezu identisch mit der der Kontrollgruppe. Anstatt ihre Arbeitszeit zu reduzieren, nutzten viele die finanzielle Unterstützung, um neue Chancen zu ergreifen, ihre Qualifikationen zu verbessern oder den Arbeitsplatz auf der Suche nach einer sinnvolleren Tätigkeit zu wechseln.

So nutzte beispielsweise Bianca Radlbeck aus Regensburg das Einkommen für ihr Studium in München, bevor sie nach Hause zurückkehrte, um einen Beruf zu finden, der besser zu ihren Interessen passte. Eine andere Teilnehmerin, Romy aus Leipzig, gründete nebenberuflich eine Künstlerin. Beide lobten das Grundeinkommen dafür, dass sie kalkulierte Risiken eingehen konnten, ohne in ungeeignete oder unsichere Jobs gezwungen zu sein, nur um über die Runden zu kommen.

Greifbare Verbesserungen bei Gesundheit und finanzieller Sicherheit

Die Teilnehmer der Grundeinkommensgruppe berichteten durchweg von geringerem Stress, verbessertem Schlaf und höherer Zufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Arbeit. Die Studie maß diese Effekte nicht nur durch Interviews und Umfragen, sondern auch durch biologische Marker, wie beispielsweise Haarproben zur Bestimmung von Stresshormonen.

Auch die soziale Interaktion nahm zu. Im Durchschnitt verbrachten die Empfänger fast vier Stunden mehr pro Woche mit sozialen Aktivitäten als die Kontrollgruppe. Ihr allgemeines Wohlbefinden stieg Berichten zufolge auf ein Niveau, das typischerweise nach einschneidenden Lebensereignissen wie einer Heirat erreicht wird.

Auch das Finanzverhalten veränderte sich deutlich. Während viele Teilnehmer die Mittel zunächst nutzten, um lange aufgeschobene persönliche Ziele zu erreichen, investierten die meisten später ins Sparen oder Investieren. Der Anteil der Empfänger mit einem Vermögen von weniger als 10,000 Euro sank im Untersuchungszeitraum von 27 % auf 13 %. Dies zeigt einen klaren Trend zu einer verbesserten finanziellen Widerstandsfähigkeit.

Finanzierung bleibt die zentrale Herausforderung

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse bleibt die Frage der Finanzierung eines solchen Programms zentral. Die Studie selbst testete keine reale Umsetzung, bei der bestehende Sozialleistungen gestrichen oder Steuern erhöht würden. Die Teilnehmer erhielten das Geld zusätzlich zu ihrem regulären Einkommen, was ein Best-Case-Szenario darstellte.

Aber, Mein Grundeinkommen Die Deutsche Gesellschaft für Wirtschaftsforschung (DIW) hat einen gemeinsam mit dem DIW entwickelten Finanzrechner veröffentlicht. Demnach könnten bis zu 75 Prozent der Kosten durch Umschichtungen bestehender Budgets gedeckt werden. Die restlichen Mittel wären durch moderate Erhöhungen der Einkommens- und Körperschaftssteuer sowie die Einführung einer Finanztransaktionssteuer gedeckt.

Ihren Prognosen zufolge würden 83 Prozent der Bevölkerung finanziell profitieren oder keine Veränderung feststellen, während nur 10 Prozent mehr beitragen würden.

Politischer Widerstand und ein Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung

Obwohl einige Ökonomen argumentieren, die Anpassungsfähigkeit des Kapitalismus schaffe bereits Gerechtigkeit, ohne dass solche Systemänderungen nötig seien, löst die Studie neue Diskussionen aus. Prominente Persönlichkeiten wie Sabine Werth, Gründerin der Berliner Tafel, und der verstorbene dm-Gründer Götz Werner plädieren seit langem für das bedingungslose Grundeinkommen, um die Bürger zu stärken, anstatt Abhängigkeiten zu fördern.

Werth forderte kürzlich ein Ende der moralisierenden Haltung, die Sozialhilfeempfänger als unwürdig darstellt. Sie argumentiert, mehr soziale Gerechtigkeit könne entweder durch mutige Experimente wie das Grundeinkommen oder durch Reformen erreicht werden, die die Verantwortung der Wohlhabendsten erhöhen.

Das Konzept stößt bei den großen politischen Parteien noch immer auf Skepsis, da sie es oft als wirtschaftlich unpraktisch oder sozial ungerecht ansehen. Da es jedoch Belege dafür gibt, dass die Produktivität nicht zurückgeht und das psychische und finanzielle Wohlbefinden deutlich steigt, hoffen die Befürworter, dass die neuen Daten den Fokus von der ideologischen Debatte auf eine faktenbasierte Politikentwicklung verlagern.

Im Herbst 2025 soll in Hamburg ein Volksentscheid über ein Pilotprogramm für ein bedingungsloses Grundeinkommen stattfinden. Bei Erfolg erhalten 2,000 Teilnehmer drei Jahre lang garantierte monatliche Zahlungen. Deutschland könnte damit der bedeutendsten Sozialreform der letzten Jahrzehnte einen Schritt näher kommen.

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