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Oststaaten drängen auf Einfluss und Beteiligung an der bundespolitischen Debatte

by WeLiveInDE
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Starke Forderungen nach Repräsentation in Berlin

Die Regierungschefs der ostdeutschen Bundesländer fordern verstärkt eine stärkere politische Vertretung und Beteiligung der neuen Bundesregierung. In einer gemeinsamen Botschaft nach einem hochrangigen Treffen in Berlin betonten sechs Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder, dass ihre Region, in der rund 20 Prozent der deutschen Bevölkerung leben, sowohl bei der Zusammensetzung als auch bei der Politikgestaltung des nächsten Bundeskabinetts gleichberechtigt vertreten sein müsse.

Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) betonte, dass ostdeutsche Perspektiven auf höchster Regierungsebene berücksichtigt werden müssten. Er argumentierte, dass mindestens ein Fünftel der Minister des neuen Kabinetts aus Ostdeutschland stammen müsse – nicht nur aus Gründen der Gerechtigkeit, sondern auch als Zeichen der Anerkennung der Leistungen und aktuellen Herausforderungen der Region.

Drängen auf Flexibilität bei Infrastrukturausgaben

Eine weitere zentrale Forderung ist die unbürokratische und schnelle Bereitstellung von Mitteln aus dem 500 Milliarden Euro schweren Infrastruktur-Sonderprogramm des Bundes. Voigt und Manuela Schwesig (SPD) aus Mecklenburg-Vorpommern betonten, dass die Länder autonom und nach regionalen Prioritäten über die Verwendung dieser Mittel entscheiden dürfen sollten.

Die ostdeutschen Staats- und Regierungschefs betonten den Erfolg ihrer Region mit den optimierten Planungsprozessen während der deutschen Wiedervereinigung und forderten eine ähnliche Effizienz auch bei zukünftigen nationalen Infrastrukturprojekten. Voigt sagte, solche Modelle zeigten, wie eine schnellere Umsetzung erreicht werden könne und sollten die künftigen Bemühungen der Bundesregierung leiten.

Bekämpfung des medizinischen Engpasses im ländlichen Raum

Über die politische Vertretung hinaus fordern die ostdeutschen Bundesländer dringende Verbesserungen in der ländlichen Gesundheitsversorgung. Sie argumentieren, dass die Politik den akuten Mangel an Allgemeinärzten und medizinischem Fachpersonal in den ländlichen ostdeutschen Gemeinden angehen müsse, da die Bewohner dort oft Schwierigkeiten haben, auf grundlegende Dienstleistungen zuzugreifen.

Die Behörden fordern die Ausweitung und Ausschöpfung der Landarztkontingente, um sicherzustellen, dass auch Bewohner abgelegener Gebiete innerhalb angemessener Zeit einen Arzt oder eine Apotheke erreichen können. Um sicherzustellen, dass diese Gebiete beim Strukturwandel nicht abgehängt werden, sei intelligente Planung unerlässlich, so Voigt.

Energiekosten und wirtschaftliche Stabilität auf der Tagesordnung

Die steigenden Energiepreise bleiben für die neuen Bundesländer ein kritisches Thema. Schwesig bekräftigte, dass die Senkung der Energiekosten eine Kernforderung der laufenden Koalitionsverhandlungen sei. Sie warnte, dass hohe Preise ohne Maßnahmen zu einer unverhältnismäßigen Belastung für die Bevölkerung und Unternehmen im Osten, insbesondere in wirtschaftlich schwächeren Regionen, führen könnten.

Ein damit verbundenes Problem sind die Auswirkungen internationaler Handelsstreitigkeiten, insbesondere mit den USA. Voigt und Schwesig äußerten sich besorgt über die möglichen Folgen von Zöllen und verwiesen auf konkrete Beispiele wie die betroffenen Automobilzulieferer in Mecklenburg-Vorpommern. Dieser Druck hat bereits zu Arbeitsplatzverlusten geführt und schürt die Befürchtung weiterer wirtschaftlicher Instabilität.

Schutz der Altersvorsorge für Senioren im Osten

Die Altersvorsorge hat ebenfalls höchste Priorität. Ostdeutschland ist nach wie vor stark von der gesetzlichen Rentenversicherung abhängig; 97 Prozent der Rentner in der Region beziehen ausschließlich diese. Anders als viele im Westen haben die meisten Senioren im Osten keinen Zugang zu Zusatzeinkommen aus Betriebsrenten oder Immobilieninvestitionen.

Schwesig begrüßte die bereits in den Sondierungsgesprächen der Koalition enthaltenen Zusagen, das Rentenniveau bei 48 Prozent zu halten, und betrachtete dies als einen wichtigen Schritt zur Wahrung der finanziellen Stabilität ostdeutscher Rentner.

Nationale Einheit ohne regionale Rivalitäten

In öffentlichen Äußerungen betonte Voigt, dass es bei diesen Unterstützungsaufrufen nicht darum gehe, Ost gegen West auszuspielen. Vielmehr, so betonte er, profitiere ganz Deutschland davon, wenn alle Regionen gemeinsam vorankommen. Er verwies auf Bereiche wie Bildung und Kommunalentwicklung, in denen gezielte Investitionen den Alltag der Menschen spürbar verbessern könnten.

Die ostdeutschen Politiker argumentieren, die Bundesregierung müsse ihre Forderungen nicht länger als regionale Angelegenheiten behandeln, sondern als nationale Prioritäten begreifen. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) schloss sich dieser Ansicht an und erklärte, das Bundeskabinett müsse die Vielfalt und Geschichte des gesamten Landes widerspiegeln – einschließlich der Lebenserfahrungen der Ostdeutschen.

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