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Bundesweiter Ausfall des Digitalradios beeinträchtigt Polizei und Rettungsdienste in ganz Deutschland

by WeLiveInDE
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Am Dienstagnachmittag kam es in Deutschland zu einer erheblichen Störung des digitalen Kommunikationsnetzes von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. Ab etwa 16:20 Uhr Ortszeit fiel das bundesweite Digitalfunksystem (früher BOS-Digitalfunk) teilweise und in einigen Gebieten sogar vollständig aus. Der Ausfall beeinträchtigte die Kommunikation der Rettungskräfte mit den Leitstellen und untereinander.

Die Störung war großflächig und erstreckte sich über mehrere Bundesländer, darunter Hamburg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen, Hessen, Bayern sowie Teile Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens. Selbst Regionen wie das Saarland und Sachsen-Anhalt meldeten Störungen. Vielerorts musste die Kommunikation zeitweise auf analoge Funksysteme oder Mobiltelefone zurückgreifen.

Der Ausfall dauerte mancherorts bis zu zwei Stunden. Obwohl der Dienst in den meisten Regionen bis zum Abend wieder vollständig verfügbar war, bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der Belastbarkeit der deutschen Notfallkommunikationsinfrastruktur.

Kritische Infrastruktur als „hochgradig gefährdet“ eingestuft

Der Vorfall löste bei Beamten und Gewerkschaftsvertretern Alarm aus. Stephan Weh, Vorsitzender der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), bezeichnete den Vorfall als „Super-GAU“ – ein Begriff, der oft für Worst-Case-Szenarien verwendet wird. Er kritisierte die Abhängigkeit von einem einzigen digitalen System für alle kritischen Kommunikationsbedürfnisse und warnte, dass eine solche Abhängigkeit systemische Schwachstellen offenlege. Der Vorsitzende der Hamburger Polizeigewerkschaft, Thomas Jungfer, schloss sich diesen Kommentaren an und forderte sofortige bundesweite Investitionen in eine robuste Notfallinfrastruktur und die Umsetzung standardisierter Notfallpläne.

Die Rettungsdienste in Hamburg, Berlin und anderen betroffenen Gebieten aktivierten umgehend ihre Notfallprotokolle. Die Backup-Systeme konnten den Grundbetrieb Berichten zufolge aufrechterhalten. In Hamburg bestätigten die Behörden, dass trotz des Ausfalls weder Patienten noch die Öffentlichkeit zu Schaden gekommen seien und die Notrufe während des gesamten Vorfalls erreichbar geblieben seien.

Anfängliche Verwirrung über die Ursache heizt Spekulationen über Cyberangriff an

Als Berichte über den Ausfall auftauchten, begannen Spekulationen über dessen Ursache. Einige Quellen brachten das Problem zunächst mit einem geplanten Software-Update in Verbindung. Die Möglichkeit eines Cyberangriffs konnte jedoch im frühen Stadium der Untersuchung nicht ausgeschlossen werden. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erklärte später am selben Tag, es habe keine Hinweise auf einen Cyberangriff gefunden. Eine ausführlichere Stellungnahme der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) bestätigte später, dass netzwerkbezogene Probleme identifiziert und behoben worden seien.

Trotz der Wiederherstellung des Dienstes wird das volle Ausmaß der Störung noch analysiert. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums räumte den Ausfall einer großen Anzahl von Basisstationen bundesweit ein und gab an, dass weitere Untersuchungen zur Klärung der Grundursache im Gange seien.

Rückgrat der Notfallkommunikation vorübergehend zusammengebrochen

Das BOS-Digitalfunk-System bildet das Rückgrat der operativen Kommunikation deutscher Behörden mit Sicherheitsaufgaben. Mit über 5,000 Basisstationen, die über 99 Prozent des Bundesgebiets abdecken, unterstützt es die Koordination zwischen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Katastrophenschutz. Auch das Bundeskriminalamt, der Zoll und der Bevölkerungsschutz nutzen das System.

Der Ausfall zeigte, wie ein einzelner Fehlerpunkt in einem zentralisierten System die Funktionalität wichtiger öffentlicher Dienste gefährden kann. Obwohl Notfallprotokolle dazu beitrugen, die Kommunikationslücke zu schließen, unterstrich der Vorfall die Notwendigkeit einer diversifizierteren und widerstandsfähigeren Infrastruktur, insbesondere für Situationen, die eine Massenkoordination erfordern, wie Naturkatastrophen oder Ereignisse der nationalen Sicherheit.

Kein öffentliches Risiko, aber wichtige Lehren für politische Entscheidungsträger

Obwohl während der Störung weder Verletzungen noch Betriebsstörungen gemeldet wurden, hat der Vorfall die Aufmerksamkeit auf die digitale Bereitschaft der deutschen öffentlichen Sicherheitssysteme verstärkt. Das Innenministerium, BDBOS und die beteiligten Partner haben zugesagt, den Vorfall gründlich zu untersuchen und technische Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um eine Wiederholung zu verhindern.

Die Behörden betonten, dass Notrufnummern wie 110 und 112 aufgrund ihrer Trennung vom BOS-Digitalfunk während der gesamten Veranstaltung uneingeschränkt erreichbar blieben. Dennoch stellt der vorübergehende Ausfall des wichtigsten Kommunikationsmittels zur Koordination der Einsatzkräfte eine gravierende Sicherheitslücke dar.

Zuletzt kam es 2022 zu einem derart großflächigen Ausfall, ebenfalls aufgrund technischer Störungen. Der Ausfall dieser Woche hat die Forderungen von Gewerkschaften und Sicherheitsexperten nach einer landesweiten Überprüfung kritischer digitaler Infrastrukturen und stärkeren Investitionen in Backup-Systeme erneut entfacht. Einige Experten warnen, dass zukünftige Störungen schwerwiegendere Folgen haben könnten.

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